Nado kommt eigentlich aus dem Raum Wiesbaden, wohnt aber seit 2012 in Leipzig. Seit vielen Jahren engagiert sie sich im linken Club und Kulturzentrum „Conne Island“, wo sie derzeit als Bookerin arbeitet. Seit 2015 legt sie als ANTR auf. Musikalisch ist sie flexibel und springt gerne zwischen den Genres: „Irgendwas zwischen experimenteller elektronischer Tanzmusik und Bassmusik, gerne aber auch Hip-Hop und Popmusik“ Nebenbei gestaltet sie Visuals und ist Teil der feministischen Musikkollektive G-Edit und Feat. Fem.
Du bist Teil von »G-Edit«, ein Kollektiv von weiblichen DJs und Produzentinnen. Warum gibt es so etwas eigentlich?
„G-Edit« hat sich 2011 im Umfeld des »Conne Islands« in Leipzig gegründet- aus der Idee heraus, dem männlich-dominerten Line-Ups etwas entgegenzusetzen. Es existieren immer noch stereotype Vorstellungen über Frauen und Mädchen, zum Beispiel, dass sie sich nicht mit der Technik auskennen. Es gibt auch einen generellen Missstand, was Künstlerinnen angeht. Deshalb haben wir angefangen, Workshops anzubieten, skillsharing zu ermöglichen und für Frauen und junge Mädchen einen Raum zum Austausch zu schaffen.
Wurdest du in der Szene diskriminiert, weil du eine Frau bist?
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Ich musste mir die Klassiker anhören: Mir wurde beispielsweise nicht zugetraut, dass ich mich mit der Technik auskenne. Gesellschaftlich setzt sich aber immer mehr das Bild durch, dass wir sind ja alle total emanzipiert seien. Deshalb werde ich jetzt sogar öfters mal gebucht, gerade weil ich ein Frau bin und weil man weiß, dass man heutzutage nicht nur Männer bucht. Dann bin ich aber halt einfach nur die klassische Quotenfrau. Als Bookerin vertrete ich eher den Anspruch, ein ausgewogenes Booking zu gestalten. Dies ist aber nicht immer möglich. Die Behauptung es gäbe nicht so viele weibliche Künstlerinnen ist fade. Es hat eher etwas mit mehr Arbeitsaufwand und Profitdenken zu tun.
Du bewegst dich ja vor allem in der Underground-Szene, die sich ja gerne fortschrittlich und progressiv gibt. Ist es dort wirklich besser?
Ich denke, dass es auch dort immer noch ein Ungleichgewicht gibt – zum Beispiel, wenn man sich bestimmte Arbeits- und Aufgabenbereiche im Clubbetrieb anschaut. Im Booking gibt es immer noch viel mehr Männer. Frauen übernehmen meist Aufgaben, die sich häufiger in schlechter bezahlten Dienstleistungsbereichen finden. Das ändert sich langsam und Frauen fangen an, sich mehr zu engagieren.
Du hast über das Booking gesprochen. Was könnte auf Partys sonst noch besser laufen?
Zum Beispiel die ungleiche Bezahlung. Frauen spielen oft am Anfang oder am Ende und kriegen dafür oft nur 100 Euro, anstatt des Lohnes, den alle anderen für ihren DJ-Gig kriegen. Oder der Punkt in der inneren Zusammenarbeit, also: wo arbeiten Frauen in Clubs? Oft nämlich an der Bar, am Einlass oder als Putzfrau. Die Frage muss lauten: Warum sind sie häufig nicht Teil der Geschäftsführung, stehen seltener auf der Bühne und gestalten weniger das Kulturprogramm mit?
„G-Edit“ gibt es seit 2011. Seht ihr Fortschritte durch eure Arbeit?
Ja, ich glaube, dass »G-Edit« sensibilisiert und Potenziale hervorgeholt hat. Immer mehr weibliche DJs stehen heute auf der Bühne oder sind in der Leipziger Clubkultur aktiv. Und daraus sind auch viele neue Projekte entstanden – nicht nur in Leipzig, sondern auch in Dresden oder Berlin. Überall gründen sich derzeit ähnliche Gruppen und Kollektive.
ANTR legt am Samstag nach der Supernova-Podiumdiskussion „Can’t buy feminism“ in Leipzig (Hainstr. 11/19 Uhr) auf. Kommt vorbei!