Bad&Boujee, ihr veranstaltet Partys und seid die Tour-DJs von Ebow. Was sind eure Projekte und was liegt euch daran am Herzen?
Uns ist die Schwarze Community sehr wichtig, vor allem die Schwarze queere Community. Wir haben verschiedene Bookings über die letzten Jahre gemacht und 2018 eine Podiumsdiskussion gestaltet mit Schwarzen Womxn aus verschiedenen Arbeitsfeldern. Bei Bookings versuchen wir immer lokale Künstler*innen mit einzubeziehen. Zum Beispiel diesen Juli beim Programm des Kultursommer Wien, als wir das Tanzkollektiv Gold Caviar Crew und die Poetin Enesi M. für eine zweistündige Show eingeladen haben.
Angefangen habt ihr vor über drei Jahren zu zweit in Wien. Inzwischen seid ihr mit Leuten aus mehreren Städten am Start. Wie hat das Kollektiv euer Leben und euren Alltag verändert?
Wir sind ein DJ- und MC-Kollektiv aus fünf Personen: Tonica Hunter, Tmnit Ghide, Tanya Moyo, Enyonam Tetteh-Klu und Elisabeth Mtasa. Enyonam und Elisabeth sind in Wien geboren und aufgewachsen, Tonice kommt aus London, Tmnit aus Stuttgart und Tanya aus Genf. Der Community-Gedanke war und ist uns schon seit der Entstehung immer wichtig. Auch, wie wir Musik verwenden und unsere Community zusammenbringen. Das Kollektiv hat unseren Alltag nicht wirklich verändert, aber wir haben angefangen, Strukturen bewusster kritisch zu betrachen.
Wenn ihr drei Adjektive finden müsstet, die erklären, wofür ihr steht, welche würdet ihr wählen?
Triple B: Baddest, Boujeeiest und Blackest.
Ihr positioniert euch als „All Black Female“-DJ Kollektiv. In Interviews sprecht ihr über die weiß geprägte Wiener Clubszene und erklärt, dass euch Diversität auf der Bühne, aber auch hinter den Kulissen wichtig ist. Entwickelt sich das in eine positive Richtung?
Eine Person aus dem Kollektiv ist non-binär, deshalb haben wir diesen Sommer das female abgelegt und sind somit all black femme. Bezogen auf die Clubkultur in Wien – Alles ist noch im Entstehen, im Aufbau und etwas im Diskurs. Mit Corona ist es auch nochmal schwieriger zu navigieren, weil hier auch die Clubs noch immer geschlossen sind. Für uns ist Auflegen in solchen spaces [In der Clubszene, Anm.d.R.] auch ein politischer Akt. Die Szene ist noch immer mehrheitlich weiß und cis-hetero männlich. Es bedarf noch viel Arbeit in Richtung Sensibilität im Nachtleben: Anti-schwarzer Rassismus, Rassismus, Sexismus, Homophobie, Transphobie. Diese Strukturen sind leider noch immer nicht wegzudenken in der Clubszene und es liegt nicht nur an uns, diese Strukturen zu brechen, sondern auch an all unseren weißen Counterparts in und außerhalb der Szene. Man sieht aber auch, wie viele Bi_PoC DJs momentan und eigentlich schon immer etwas realisieren, eigene Partys machen und sich eigene safer spaces kreieren.
Inzwischen seid ihr in vielen anderen Städten unterwegs. Habt ihr das Gefühl, dass es sich etwa in Berlin ähnlich wie in Wien verhält?
Wien und Berlin kann man schwer vergleichen, es sind zwei Welten. Natürlich sieht Berlin im Vergleich auf den ersten Blick diverser oder mehr „open minded“ aus, trotzdem stößt man auf die selben Strukturen. Berlin ist einfach nur größer und man hat mehr Auswahl als in Wien.
Welche Musik hat euch politisch geprägt und beeinflusst? Und wie wirkt sich das auf die Musik auf, die ihr auflegt?
Wir sind fünf Personen mit verschiedenen Backgroundsgrounds, individuellen Geschmäckern und so weiter. Die Genres sind meistens querbeet. Viel Musik die wir spielen, sind Sachen mit denen wir aufgewachsen sind. Zum Beispiel R’n’B, Soul oder Ghana Hiplife.
Wollt ihr noch irgendwas loswerden?
Wir sagen das immer: Das geht raus an alle Black People, die etwas anreißen wollen. Macht einfach was ihr machen wollt und lasst euch von niemandem sagen was ihr machen könnt oder nicht. It’s your choice to do whatever makes you happy. We are in this together!
Das Set „Summer in January“ erschien ursprünglich hier. Bad&Boujee findet ihr auf Instagram unter @badnboujee.vie.