Angefangen hat alles in Bremen: Dort ist DJ Hornhaut mit Punk groß geworden. Seine Musik ist eine Antwort auf inhaltsleere, elektronische Tanzmusik und er versteht sich als Dienstleister für den Fortbestand der deutschen Linken mit Hilfe von wilden Partys. Inspirieren lässt er sich dabei von Künstler*innen wie Matthias Reim, Tina Turner und H.P. Baxxter.
Dj Hornhaut ist ein ziemlich ungewöhnlicher Name. Welche Geschichte steckt dahinter?
Hornhaut ist für mich die Schnittstelle zwischen Körper und Boden. In dieser Konzeption beschreibt es perfekt den Zusammenhang zwischen mir und der Umwelt. Ich begreife mich als Transmitter. Den Namen habe ich in einem sechsmonatigen Workshop mit Künstler*innen und der Unterstützung von Geisteswissenschaftler*innen entwickelt. Die wahre Geschichte des Namens ist zu langweilig, um sie zu erzählen. Deswegen habe ich mir diese nicht viel spannendere ausgedacht.
Du beschreibst dich selbst als „Dienstleister“ der linken Szene. Wie ist das Feedback auf deine Dienstleistung?
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Viel Rumgegröle würde ich sagen. Das ist erst einmal positiv. Es gab aber auch schon Kritik, auf die ich aber nicht eingehen werde, weil man das als Künstler nicht macht.
Du spielst meist auf linken Partys. Auch dort passieren nicht nur positive Dinge. Was ist das Schlimmste, das dir auf einer solchen Party passiert ist?
Einmal ist das DJ-Pult umgefallen. Das war scheiße, war aber auch geil. Ansonsten kam es auch schon vor, dass Männer meinten, sich bei meinen Auftritten obenrum entkleiden zu müssen. Aufgrund meiner Fixierung an das DJ-Pult war ich leider nur beschränkt handlungsfähig. Dass Typen bei meinen Auftritten blankziehen, gefällt mir gar nicht. Also falls ihr das hier lest und schon mal oberkörperfrei zu DJ Hornhaut getanzt habt: lasst das bitte in Zukunft bleiben! Beim letzten Mal als das passiert ist, hat die Türfrau den Typen zum Glück eine ordentliche Ansage gemacht.
Versuchst du mit deiner Musik in irgendeiner Weise Einfluss auf dieses mackerige Verhalten im Club auszuüben?
Ich habe das Gefühl, dass diese schnelle, laute und grölige Musik besonders anziehend für eine relativ hegemoniale Form von Männlichkeit ist. Mit meinen Songs will ich aber auch eine andere Form von Männlichkeit aufzeigen. Der Song „Jean-Jacques Chirac“ ist aus diesen Gedanken entstanden. Inwiefern das funktioniert hat, kann ich aus meiner Perspektive leider nicht beurteilen.
Du wirst der linken Szene vermutlich noch einige Zeit erhalten bleiben. Einmal im Monat spielst du im Berliner Club „Mensch Meier“. Was wünscht du dir für die Zukunft?
Ich hoffe natürlich erst einmal, dass in der Zukunft endlich alle Menschen links sind. Und sonst würde ich mir wünschen, dass es endlich ein Verbot geben wird, „Like A Prayer“ von Madonna zu spielen. Den Song kann ich einfach nicht mehr hören. Generell fände ich bessere Musik auf linken Partys wünschenswert – außerdem Freibier und keinen Sexismus. Dann müsste auch niemand mehr Awareness-Schichten machen und alle könnten mitfeiern.