Vom Strap-on-Fuckfest bis zur Sexarbeiter*innen-Selfcare-Orgie: Chelsea Poe hat zusammen mit Courtney Trouble den Pornofilm Fucking Against Fascism gedreht. Mit den Einnahmen des Pornos sollen Organisationen in ihrem Kampf gegen Faschismus unterstützt werden. Die Filmemacher*in Trouble hat „queer porn“ maßgeblich mitgeprägt, die Perfomer*in Poe kämpft seit jeher gegen die Diskriminierung von Transpersonen. Ein Gespräch mit Chelsea Poe über Politporno, Donald Trump und Double Fisting.
Weltweit sind rechte Kräfte auf dem Vormarsch. Kann Sex in diesen Zeiten überhaupt ein Mittel des Widerstandes sein?
Ich glaube, dass Porno auf jeden Fall Teil antifaschistischer Kunst sein kann. Unser Genre fängt gerade an, zu einer internationalen Bewegung zu werden. Im US-Porno bekommen wir leider noch zu oft zu hören: „Haltet euch lieber nur ans Pornos drehen“ oder „Niemand will von euren politischen Einstellungen hören“.
Wie kann antifaschistischer Porno denn überhaupt aussehen?
___STEADY_PAYWALL___
Beim antifaschistischen Porno geht es vor allem um die Message und die Politik dahinter. Seit ich Pornos mache, bin ich politisch. Früher war das aber eher auf eine subtile Art und Weise. In Europa habe ich gemerkt, dass es möglich ist, als Pornograf*in politische Einstellungen zu vertreten, ohne mit einem krassen Backlash konfrontiert zu werden. Ich glaube jeder Porno kann antifaschistisch sein, wenn die Künstler*innen, die im Film vorkommen, es sind.

Bei welcher Szene in Fucking Against Fascism hattet ihr am meisten Spaß?
Mir hat die Szene sehr gefallen, die ich mit Suzie Spindrift und Lyric Seal gedreht hab. Diese fängt Femme Sex auf eine Art und Weise ein, wie ich ihn bisher noch nie in Pornos gesehen habe. Die Szene ist so realistisch und echt. Menschen, die Femme Sex praktizieren, werden sich darin wiedererkennen.
Wie war es eigentlich, in einer Pussy Händchen zu halten?
Ich bin immer noch erstaunt darüber, wie diese Double Fisting-Szene aus dem Nichts entstand. Es gab keinen wirklich gesetzten Ablauf und es war auch nicht geplant, dass das Teil der Szene werden sollte. Dass wir das Double Fisting so selbstverständlich umsetzen konnten, spricht dafür, was für fantastische Performer*innen Courtney Trouble und Sinn Sage sind. Aber um die Frage zu beantworten: Es war nass, sehr sehr nass.
Teile der Einnahmen von Fucking Against Fascism spendet ihr an Organisationen, die sich dem Faschismus widersetzen, wie beispielsweise Black Lives Matter und Trans Lifeline.
Genau. Wir spenden ein Drittel der Einnahmen, die durch den Verkauf von Fucking Against Fascism auf realqueerporn.com entstehen.

Warum?
Als im Jahr 2016 Donald Trump gewählt wurde, habe ich gedacht: „Was kann ich tun, was ich bisher noch nicht getan hab, um all das zu stoppen?“ Also begann ich, ab dem 10. November [Tag der Amtseinführung des US-Präsidenten Trump, Anm. d. Red.] an verschiedene Gruppen zu spenden. Als Fucking against Fascism dann langsam Gestalt annahm, war es für uns einfach selbstverständlich zu spenden.
Wie sollte Fucking against Fascism am Besten angeschaut werden?
Jede*r Performer*in in diesem Projekt hat eine aktivistische Vorgeschichte und hat schon früher die Stimme zu politischen Themen erhoben. Wir zeigen den Film deshalb an selbst organisierten Orten der anarchistischen und antifaschistischen Community, weil wir glauben, dass diese Filme genau so geschaut werden sollten.