Ein Gastkommentar des Berliner Netzwerks Reclaim Club Culture
Die Fusion gibt uns seit 20 Jahren den Raum, unsere Utopien zu leben, ohne dass dabei Polizei oder andere staatliche Strukturen das friedliche Kulturfest gestört hätten. Eine derzeit diskutierte Polizeistation auf der Fusion ist daher vor allem eins: Schikane und Repression. Mehr noch: Die geplante anlasslose Polizeipräsenz auf der Fusion ist ein Angriff auf die freie Szene und geht uns alle etwas an.
Polizeipatroullien stiften Angst und Verwirrung und untergraben ein über Jahre gewachsenes und funktionierendes Sicherheitskonzept. In Club- und Kulturorten bilden wir uns kulturell und sie dienen als Rückzugsorte (zum Beispiel von Care-Arbeit). Sie werden angegriffen, weil unsere Clubs und Festivals Orte sind, an denen wir uns zusammen organisieren und vernetzen, um widerständige Strukturen aufzubauen. Auf unseren Dancefloors kommen Menschen zusammen und wir begegnen uns auf Augenhöhe. Dabei ist es nicht wichtig, ob du einen Pass besitzt. Kurz: Unsere Club- und Festivalkultur ist all das, was Nazis nicht sind und was sie hassen.
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Ein auf Eskalation ausgelegtes Konzept
Das Zusammenziehen von 1.000 Polizist*innen für einen Einsatz auf der Fusion ist ein auf Eskalation ausgelegtes Konzept des Polizeipräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern. Es trägt faschistoide Züge. Die gezielten verbalen Provokationen, in denen die Rede von tausenden gewaltbereiten Besucher*innen ist, lässt die Eskalationsstrategie erahnen. Wo es keine Anlässe gibt, werden diese konstruiert.
Gleiches erleben wir immer wieder bei der Debatte um Kulturzentren in Berlin. Letzter Höhepunkt war der martialische und vollkommen unverhältnismäßige Auftritt der 14. Einsatzhundertschaft bei einer Zollkontrolle in dem linken Club Mensch Meier im März. Spätestens seit diesem Polizeiangriff muss uns klar sein, dass der Kulturkampf von rechts gegen unsere emanzipatorische Kultur im vollen Gange ist.
Ende eines friedlichen Festivals?
Wir haben keinen Bock, uns von einem institutionell rassistisch agierenden Polizeistaat sagen zu lassen, wie unsere Sicherheitskonzepte auszusehen haben. Mobile Polizeiwachen und eine Bestreifung der Fusion bedeuten, dass wir Unterdrückungsmechnismen wie Racial Profiling und Klassismus ausgesetzt sind, von denen wir uns bisher einmal im Jahr auf dem Festival erholen konnten. Und wir konnten Kraft und Energie für weitere Aufgaben schöpfen. Der geplante Blankoscheck für die Polizei bedeutet, dass wir die friedliche Fusion verlieren. Ein Angriff auf das Festival ist somit, als fundamentaler Angriff auf die sich derzeit formierende und vernetzende progressive Kulturszene zu verstehen. Sie kommt zu einem Zeitpunkt, in dem Innenminister auf verschärften Polizeigesetzen sitzen, um diese bei der nächsten Eskalation durchzubringen.
Die Fusion hat in vielerlei Hinsicht politisiert und polarisiert – und ist mehr als ein Festival. Im Programm finden sich neben Musik, in gleicher Fülle Workshops, Theater, Diskussionen und viele weitere Angebote. All dies ist nun bedroht, denn für den Staat zählt nur Repression und Schikane. Daher fordern wir: #nocopsinclub! Und wir fordern die Freiheit von Kunst und Kultur – und damit eine polizeifreie Fusion.
Den Aufruf des Kulturkosmos e.V. könnt ihr hier unterschreiben.