In Zeiten des immer schneller werdenden Takts von Krisenmeldungen und -maßnahmen sollten wir zuerst kurz zurückblicken: Als sich Anfang Januar 2020 die Meldungen aus Wuhan über eine neue Krankheit häuften und die ersten chinesischen Mediziner deutliche Warnungen aussprachen, herrschte in Deutschland lange Desinteresse.
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Die deutsche Regierung verzichtete darauf, effektive Maßnahmen zu beschließen. Vielmehr war man damit beschäftigt, die ökonomischen Kosten der Krise für Deutschland möglichst niedrig zu halten und den deutschen Unternehmen zu verdeutlichen, dass man sie mit staatlichen Unterstützungen absichern werde. Bis Anfang März 2020 wurden keinerlei nennenswerte Maßnahmen seitens der Bundesregierung beschlossen, dies änderte sich deutlich erst ab dem 12./13. März,, als erste Schließungen von Schulen und anderen öffentlichen Orten beschlossen wurden. Seitdem folgen fast stündlich neue Maßnahmen und Einschnitte. In den Medien wird bereits über eine generelle Ausgangssperre, wie etwa in Italien oder Frankreich, debattiert.
Die Schließung der Schulen und Kitas zerstört die vertraute soziale Umgebung der Kinder
Die Schließung der Schulen, Kitas und Spielplätze belastet insbesondere die Kinder und daraus folgend auch die Eltern. Die Schließung der Schulen und Kitas zerstört die vertraute soziale Umgebung der Kinder, die jetzt von ihren Freund*innen isoliert werden. Dinge, die bis dahin völlig selbstverständlich waren und worüber man nicht mal sprechen musste, sind jetzt undenkbar; gemeinsam lernen, gemeinsam spielen, ein Gefühl für das eigene Ich und der Gruppe entwickeln, im Austausch mit Anderen eine eigene Identität finden – all das fällt jetzt weitgehend weg. Die darauf folgende Schließung der Spielplätze bedeutet, dass auch Begegnungen zwischen Kindern in deutlich kleinerem Umgang ebenfalls wegfallen und die Bewegung im Freien deutlich weniger stattfinden kann. Dies betrifft insbesondere die Kinder in den Großstädten. Die Eltern können für ihre Kinder den Wegfall von Begegnungen mit anderen Kindern nur begrenzt ausgleichen und sind ohnehin angehalten, weiter zu arbeiten; sei es im Homeoffice oder in den bisherigen Arbeitsstätten. Diese massive Belastung der Kinder und Eltern wird indes schlicht vorausgesetzt. Während Bundeswirtschaftsminister Altmaier (CDU) verkündet, dass man die „Unternehmen nicht im Stich lassen“ werde, ist eine ähnliche ernstzunehmende Äußerung der Bundesregierung im Falle der belasteten Familien bisher nicht gefallen.
Aber das Problem ist nicht allein die Bundesregierung. Viele Menschen, die keinen Problem darin erkennen, wenn Erwachsene weiter in überfüllten Zügen zu Arbeitsstätten fahren, wo sie über viele Stunden Kontakt mit anderen Menschen haben, um sich dann nach Feierabend in Kneipen und Clubs in größeren Gruppen zu treffen, erwarten von den Kindern, diese harten Einschnitte zu akzeptieren. Eltern, die diese unhaltbare Situation ansprechen, werden Ziel des öffentlichen Spotts und Kritik. Auch das ist ein Teil des Problems.