Die Securities trugen Thor-Steinar-Jacken und Nazi-Tattoos: Runen, die „Schwarze Sonne“, einer hatte sich groß „Germania“ auf den Arm tätowiert. Sie waren zu viert oder zu fünft. Das erzählt ein anderer Security-Mitarbeiter vom Splash!-Festival, der anonym bleiben möchte, gegenüber Supernova. Irgendwann sei die Gruppe auf einen Kollegen iranischer Herkunft zugekommen. Sie beschimpften ihn rassistisch, sagten, er solle „zurückgehen, wo er herkommt“ und: „Wir wissen wo dein Zelt steht und pissen da später rein!“. Die Leitung des Splash! weiß darüber Bescheid, ein Sprecher des Festivals hat den Vorfall bestätigt.
Das Splash! ist ein Hip-Hop-Festival in Gräfenhainichen, Sachsen-Anhalt. Dieses Jahr kamen 30.000 Besucher*innen – ein Rekord. Der anonyme Security-Mitarbeiter ist offenbar nicht der Einzige, dem Nazi-Codes und rassistisches Verhalten bei anderen Securities aufgefallen ist. ___STEADY_PAYWALL___ Das Magazin HIPHOP.DE berichtet, dass mehrfach Schwarze Besucher*innen auf Drogen kontrolliert wurden. Andere schrieben auf Twitter ebenfalls darüber, Securities mit der Neonazi-Marke Thor Steinar und rechten Szene-Tattoos gesehen zu haben.
Der Einsatzleiter sagte: Sie sollen in solchen Fällen wegschauen.
Der rassistisch angefeindete Security-Mitarbeiter, der Supernova-Informant und zwei weitere Kollegen wandten sich nach dem Vorfall an ihren Einsatzleiter. Der soll daraufhin gesagt haben, er trage selber privat Thor Steinar, das sei „keine rechte Marke“ und sie sollten in solchen Fällen „wegschauen“. Die Firma, die die Security auf dem Splash! Koordiniert, heißt JaPo, ist in Chemnitz ansässig und schon lange dafür bekannt, dass immer wieder Nazis unter ihren Mitarbeitenden auftauchen. Ein Sprecher von JaPo sagte gegenüber Supernova, in solchen Fällen würden sie die Zusammenarbeit sofort beenden. Allerdings arbeite die Firma mit vielen Subunternehmen zusammen: „Wir kennen nicht jeden persönlich.“ Auch nach dem Splash! sei einer der Securities bei JaPo rausgeflogen – vermutlich derselbe, von dem auch der Informant berichtet, genauere Angaben wollte der JaPo-Sprecher jedoch nicht machen.
Dieselbe Firma macht auch die Security auf dem melt.
Die Splash!-Leitung bestätigt: Der Sicherheitsmitarbeiter, der seinen iranischen Kollegen anfeindete, sei sofort vom Festival-Gelände entfernt worden. Ob sie auch die Zusammenarbeit mit JaPo beenden werden, sei aber noch nicht klar: „Wir müssen uns jetzt erst mal in Ruhe hinsetzen, alle Seiten anhören und das auswerten“. Das Splash! arbeite schon viele Jahre mit der Sicherheitsfirma zusammen und habe bisher noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Das Splash! habee gegenüber JaPo seine Haltung deutlich gemacht: „Sowas hat bei uns nicht zu suchen“. Es habe dieses Jahr sogar zum ersten Mal ein Awareness-Team auf dem Festival gegeben – bestehend aus zwölf Personen. Die hätten auch reichlich zu tun gehabt. Mit was für Fällen genau sich das Team beschäftigte, wollte der Veranstalter nicht sagen. Er erklärte aber am Telefon, dass das Awareness-Team nicht nur für rassistische Übergriffe zuständig sei, sondern allgemein „wenn es jemandem nicht gut geht“.
Konsequenzen hatte der Vorfall aber nicht nur für den rassistischen Security-Mitarbeiter – sondern auch für den Betroffenen und den Supernova-Informanten. JaPo koordiniert auch auf dem melt-Festival, das kommendes Wochenende stattfindet, die Security. Der anonyme Sicherheitsmitarbeiter sei dort ebenfalls zum Arbeiten gebucht gewesen – zusammen mit 29 weiteren Kollegen der Berliner Firma, bei der er arbeitet. Nachdem er den rassistischen Vorfall gemeldet hatte, habe JaPo allen Mitarbeitern seiner Firma für das melt abgesagt. „Das ist scheiße, ich brauch das Geld“, sagte der Informant gegenüber Supernova. Er fürchtet auch, dass seine Firma jetzt gar keine Aufträge mehr von JaPo bekommen wird. Ein JaPo-Sprecher dementierte: 30 Leute des Berliner Security-Unternehmens seien für das melt nie eingeplant gewesen.