True Fruits hat wieder zugeschlagen! Das Unternehmen ist in Vergangenheit schon mit rassistischen und sexistischen Werbekampagnen aufgefallen (Supernova berichtete). Die jüngste Social-Media-Kampagne steht dem in nichts nach. Beworben wird ein Pfirsich-Maracuja-Smoothie mit dem Namen „Sun Creamie“, dessen Verpackung nicht von der einer Sonnencreme zu unterscheiden ist. Zu sehen ist eine Frau am Strand, die lächelnd über ihre Schulter schaut. Darauf ist mit Sonnencreme ein abspritzender Penis aufgemalt. So weit, so albern.
Der pubertäre Humor wird um den Kommentar „Sommer, wann feierst du endlich dein Cumback?“ ergänzt. Man braucht kein*e Sexismus-Expert*in zu sein, um zu sehen, dass hier eine Frau zum Sexualobjekt degradiert wird. „Sexistische Werbung ist die Darstellung von geschlechterbezogenen Vorurteilen und Verhaltensweisen, die eine Personengruppe (z. B. Frauen, Männer, Transgender, Homosexuelle) gegenüber einer anderen sozial abwertet“, schreibt die Werbewatchgroup Wien. True Fruits hat einen Coup gelandet. Mal wieder.
Sexismus versteckt hinter Ironie und Augenzwinkern
Die neue, edgy Variante sexistischer Werbung à la True Fruits unterscheidet sich von der herkömmlichen, sexistischen Werbung dadurch, dass sich der Smoothie-Hersteller hinter Ironie, Disclaimern und Augenzwinkern versteckt. Unter jedem Werbebild steht: „Achtung: Diese Werbung könnte von dummen Menschen missverstanden werden“, zwinker-zwinker. Damit hat sich True Fruits immun gegen Kritik gemacht, da nur „dumme“ Menschen nicht über die Werbung lachen können.
Nach dem Erscheinen des Smoothie brach der Shitstorm schneller aus als man „Penis“ sagen konnte. Und der war höchstwahrscheinlich kalkuliert, denn: Auch schlechte Presse ist gute Presse. Einige Influencer*innen wie Madeleine Daria Alizadeh alias Daria Daria nutzten die Gelegenheit, um auf die vergangenen Fails des Unternehmens zu erinnern. Sie fragte den True-Fruits-Gründer Nicolas Lecloux, wie er es finden würde, wenn seine Tochter „abgefüllt, mitgenommen und vergewaltigt“ werden würde. Dabei bezog sie sich auf ein anderes True-Fruits-Produkt, das mit den Slogan „Abgefüllt & mitgenommen“ beworben wurde.
Niemand hat etwas gegen Penisse
Schauspielerin und Instagram-Model Bonnie Strange inszenierte sich derweil als Opfer der Political Correctness. In einem Foto sitzt sie neben einem anderen Model, dem sie einen Sonnencreme-Penis auf die Schulter gemalt hat. Im gleichen Beitrag beklagt Bonnie Strange, dass man im Jahr 2019 nicht mal mehr überall Penisse hinmalen dürfe. Likes bekam sie dafür unter anderem von Lena Meyer Landrut und MC Fitti. Mehrere User*innen wiesen sie darauf hin, dass sie den Punkt verfehlt habe. Niemand hat etwas gegen Penisse.
Es geht nicht darum, wo man überall Penisse hinkritzeln darf, wie unterirdisch die Wortwitze von Startups sein dürfen und nicht einmal darum, ob man die Werbung als Frau persönlich verletzend findet. Es geht darum, dass Sexismus Sexismus bleibt, egal wie viele Filter aus Ironie und Augenzwinkern man darüberlegt. True Fruits macht gezielt Witze auf Kosten von Frauen und marginalisierten Gruppen, bagatellisiert sexualisierte Gewalt und reagiert empathiebefreit auf Kritik. Ihre Botschaften erreichen ganz reale Menschen und beeinflussen, wie wir einander in der Gesellschaft begegnen – ob sie das beabsichtigen oder nicht.